WID
Die Halle und der Turm
Qualifizierungsverfahren, 5 Teilnehmer
3.Preis
Architektur
Damrau Kusserow Architekten BDA mit CATALANOQUIEL
Visualisierungen
Willi Wagner Architektur und Bildarbeiten
Landschaft
club L94
Ort
Köln-Ehrenfeld, Nordrhein-Westfalen
Das Kreativcluster entwickelt in Anlehnung an die Typologien des zukünftigen Max-Becker-Areals aus städtischen Blöcken und prägnanten Sonderbaukörpern ein neues, Identität stiftendes urbanes Ensemble. Die Anbindung des Clusters erfolgt im Westen durch die Fortführung der Ost-West-Achse in Form des Boulevards, der zukünftig eine Durchwegung für Fahrradfahrende und Fußgänger vom Uhrenhaus bis zu Oskar-Jäger-Straße ermöglicht. Entlang dieser zentralen Achse bilden sich eine Reihe von Sequenzen aus, die spannungsvoll zwischen räumlichen Verengungen und Aufweitungen changieren. Die Aufweitungen stellen sich als Abfolge von Plätzen dar, die als Kommunikations- und Treffpunkte dienen: vom Uhr-Platz über den Hallen-Platz bis hin zum Turm-Platz. Die Plätze entlang der „Perlenkette“, werden durch zwei stadträumliche Akzente begleitet und sind Namensgeber der Plätze: DIE HALLE und DER TURM. Die Nord-Süd-Meilen dienen der fußläufigen, inneren Erschließung und werden durch leitende Baumreihen begleitet. Der Turm markiert durch seine Höhenentwicklung den östlichen Auftakt des gesamten Areals. Er spannt zusammen mit dem Kugelgasbehälter, dem Hochpunkt am Technologiepark und dem Gebäude am Inselplatz einen Sicht- und Orientierungsraum auf Quartiersebene auf. Zugleich bindet er durch seine ausdruckstarke Silhouette auch auf Stadtebene das neue Entwicklungsgebiet ein. Die Halle bindet das vorhandene Baudenkmal baulich ein und greift durch ihre Typologie und das Sheddach Motive der industriellen Geschichte des Ortes auf. So erweitert sich der Wirkungsraum des Baudenkmals bis hin zum Hallenplatz.
Neben Flächen für eine flexible Büronutzung und Co-Working-Spaces bietet das Kreativcluster Raum für diverse weitere Bespielungen an, so dass in allen Baukörpern sowohl eine horizontale als auch eine vertikale Nutzungsmischung erfolgt. Öffentliche Nutzungen beleben alle zentralen Wege und Plätze in den Erdgeschosszonen. Neben Flächen für Kunst und Kultur, Gastronomie und Läden, gibt die Kreativwirtschaft und das produktive Gewerbe in kleinen erdgeschossigen Einheiten Einblicke in ihre Arbeit. Insbesondere in der Halle und entlang der „Kreativmeile“ ordnen sich Akteure aus Kunst und Kultur an. Verschiedene flexible Veranstaltungs- und Gemeinschaftsräume sind in beiden Teilen des Clusters angeordnet. Die Sonderbausteine „Bildungsreaktor“ am Entree des Turmviertels und „Kreativ + Fit“ im Westen bieten Flächen für Freizeit, Bewegung, Sport, Bildung und Austausch. Der Nutzungsmix wird durch die Dachnutzungen ergänzt: Sportdach, Kulturdach, Gemüsegarten, Turm-Terrasse mit Bar, Schattengarten (im Schatten des Turms) und Gebäuden zugeordnete Hausterrassen als Nutzer-Treffpunkte. PV-Pergolen generieren zusätzlich nutzbare PV-Flächen.
Um große Bereiche der Freiräume des Planungsgebiets entsiegeln zu können und um diese Flächen zur Aufnahme von Regenwasser und Pflanzung von Bäumen und weiteren Grünstrukturen zur Verfügung zu stellen, wurden alle Gebäudestrukturen grundsätzlich mit zwei baulichen Rettungswegen geplant. Feuerwehraufstellflächen vor Fassaden sind in dieser Konzeption nicht erforderlich. So entsteht trotz der dichten Bebauung ein durchgrüntes Quartier mit einer Vielzahl an Maßnahmen zur Mikroklimaverbesserung. Aufbauend auf den unterschiedlichen Charakteren der beiden Baufelder werden auch in der Gestaltung der beiden Quartiersplätze unterschiedliche Atmosphären spezifiziert. Der Hallenplatz fördert mit freier Bestuhlung und punktuellen Rundbänken die kreative Atmosphäre unter einem lockeren Blätterdach. Kleine Feste und Ausstellungen haben hier genauso ihren Ort wie die Kreativkantine und das anliegende Café. Der östliche Turmplatz reagiert mit einer linearen Platzstruktur auf den Hochpunkt im Quartier und bildet so kleinteilige Zwischenräume, die zum Aufenthalt genutzt werden können. Ein Brunnen wertet den Platz zusätzlich auf. Beide Plätze werden mit wasserdurchlässigem Kies und Staudenpflanzungen ausgestaltet. Der zentrale Boulevard wird zusätzlich zur Verbindungsfunktion auch als Begegnungsort entwickelt. Durch die freien Baumstellungen und die runden Baumbeete entsteht eine Durchquerbarkeit in alle Richtungen. Rundbänke bieten die Möglichkeit, sich hier aufzuhalten. Die Pflanzungen in den Rundbeeten werden mit insektenfreundlichen Stauden bepflanzt und bilden so ein geschmackvolles Bild, einen ökologischen Mehrwert und bieten Versickerungsmöglichkeiten für das anfallende Regenwasser. Die Nord-Süd-Meilen werden mit schmalkronigen Baumarten bepflanzt, die durch das Quartier leiten. Die Tiefbeete, in denen die Gehölze gepflanzt werden, dienen als Retentions- und Versickerungsflächen für das Regenwasser. Die nicht genutzten Dachflächen erhalten durchgängig Begrünung kombiniert mit Photovoltaikanlagen. Der Baukörper am Turm ergänzt diese Maßnahmen mit einem Stadtklimadach: PV-Anlagen, Gründach und Windenergie. Fassadenbegrünungen erfolgen sowohl bodengebunden als auch über eine den Fassaden vorgelagerte Vegetationstragschicht. Sie wirken durch ihre Sonnenschutzfunktionen und über Verdunstungskühlung der sommerlichen Überhitzung entgegen. Zudem schafft sie eine Erhöhung der lokalen Biodiversität.Die Freiräume reagieren damit differenziert mit qualitätsvollen Grünräumen auf die hohe Bebauungsdichte und deren Nutzungsbausteine und schaffen insgesamt einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität und gutem Stadtklima.